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Ritterweihe und Ritterpflicht

 

 

 

Ritterweihe und Ritterpflicht

Willamus de Dorswilwre


Hatte sich ein Knappe wacker gehalten, wahrscheinlich auch ein gewisses Alter erreicht, so wurde er zum Ritter erhoben. Dies geschah bei Hochzeiten, Taufen und anderen Festen, vor und nach der Schlacht, und zwar meist an mehreren Knappen zugleich. In Frankreich, wo die Ritterweihe am feierlichsten war, nahm der Knappe vor allem ein warmes Bad und zog neue Kleider an, wachte dann in der Kirche eine Nacht stehend durch und wurde am Morgen als Ritter gerüstet (adoubé). Diesen Akt vollzog je nach Umständen in kirchlicher Weihe der Bischof, sonst der Fürst des Aufzunehmenden oder auch ein einfacher Ritter. Im ersten Falle übergab der Bischof dem Kandidaten das bloße Schwert mit den Worten: "Empfange dieses Schwert im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes und bediene dich seiner zu deiner Verteidigung und zu derjenigen der heiligen Kirche Gottes und zum Schrecken der Feinde des Kreuzes Jesu Christi und des christlichen Glaubens und verletze damit niemanden ungerechter Weise."


Der neue Ritter erhob sich dann, zog sein Schwert, schwang es kräftig, versuchte es auf seinem linken Arm und steckte es wieder ein. Darauf gab ihm der Bischof den Friedenskuss, indem er sagte: "Friede sei mit dir!". Dann schlug er ihm mit dem bloßen Schwert dreimal sachte auf die Schultern mit den Worten: "Sei ein friedfertiger, tapferer und treuer Krieger." Danach legten ihm die diensttuenden Ritter (oder Knappen) die Sporen an, während der Bischof sagte: "Du, der du an Schönheit die Menschenkinder übertriffst, umgürte dich mit deinem Schwerte, tapferer Ritter!"


Eine andere französische Zeremonie war folgende: Nachdem der Kandidat die Messe kniend angehört, indem er das Schwert am Halse hängend trug, das er noch nicht umgürten durfte, erhielt er nacheinander von hohen Herren und Damen den Kettenpanzer, den Halsberg, die Handschuhe, das Schwert und die goldenen Sporen. Der ordinierende Ritter schlug ihm dreimal mit der flachen Klinge auf die Schulter oder den Nacken und sprach: "Im Namen Gottes, des heiligen Georg und des heiligen Michael mache ich dich zum Ritter. Sei tapfer, mutig und treu." Er ließ ihn schwören, seine Waffen dem Schutze der Schwachen und Bedürftigen zu widmen, und umarmte ihn darauf als Zeichen der Brüderlichkeit. Man brachte dem Neuaufgenommenen den Helm, den Schild und den Speer, führte ihm sein Rennpferd vor, und er konnte von nun an das rühmliche Leben beginnen, nach dem er so lange Jahre getrachtet hatte.


In Deutschland war die Hauptsache die Umgürtung mit dem Schwert (Schwertleite), welche der bisherige Herr des Knappen vornahm, worauf er ihm Schild und Speer überreichte; ein Turnier folgte nach. Der Ritterschlag fand jedoch später auch hier Aufnahme. Ursprünglich sollte er lediglich diem Knappen die bei dieser Feier erhaltenen Lehren einschärfen, - ähnlich wie ehemals beim Setzen von Grenzsteinen anwesende Knaben geohrfeigt wurden, um sich daran zu erinnern und einst als Männer von diesem Akt Zeugnis ablegen zu können. Beim Ritterschlag wurde nach einer Angabe gesprochen:
"Zuo Gottes unde Marien Er, diesen slac unde keinen mer!
Wis, küene, biderbe unde gerecht, bezzer riter, denne knecht!"


Die dem neuen deutschen Ritter gegebenen Lehren waren: "Sei hochgemut im Unglück, beständig gegen deine Verwandten, freigebig gegen Alle, tadellos im höfischen Geiste und ehrenfest in männlichen Tugenden. Höre täglich die Messe, setze dein Leben ein für den christlichen Glauben, erlöse die Kirche von ihren Drängern, beschütze Witwen und Waisen, nimm an keinem ungerechten Streite teil, leiste keine unbilligen Dienste, fechte für jeden Unschuldigen, wenn es Not tut, den Zweikampf aus. Gehorche dem römischen Kaiser (König), achte das Reich, erwirb kein ungerechtes Gut und lebe überhaupt vor Gott und Menschen unsträflich." Der Knappe gelobte feierlich, diese Ritterpflichten zu erfüllen und hatte nach Schluss der Feier das Recht, sich "Herr" zu nennen, goldene Sporen, den Rittergürtel und einen Scharlachmantel zu tragen.
Der Zutritt zum Rittertum stand jedem Freien offen, dessen Vater nicht ein Geistlicher oder Bauer war; sind aber solche Söhne dennoch Ritter geworden, sollten sie nach einem Gesetz Kaiser Friedrichs I. von 1187 aus dem Ritterstand ausgestoßen werden. Trotzdem soll derselbe Kaiser Bauern, die sich tapfer geschlagen hatten, auf dem Schlachtfeld zu Rittern geschlagen haben. Philipp der Schöne, König von Frankreich, ging noch weiter, als er, nach dem Untergang seiner Ritterschaft durch die Flamänder festsetzte, dass zum Ersatz von zwei Söhnen eines Bauers der ältere und von dreien zwei zu Rittern gemacht werden sollten. Ja, Heinrich III. von England zwang sogar 1256 jeden, der ein gewisses Besitztum sein eigen nannte, Ritter zu werden oder sich durch Geld von dieser Ehre loszukaufen.


Die Ritter waren den Fürsten ebenbürtig; sie hatten Zutritt zu ihren Tafeln und Anspruch auf die höchsten Ehrenstellen. Die miteinander Aufgenommenen nannten sich Schildgefährten und blieben für das Leben Freunde. Nach dem Orte des Ritterschlages unterschied man die Ritter als "die Besten", wenn sie bei Kaiserkrönungen in Rom, als "Ritter ohne Mühe", wenn sie bei Königswahlen oder Reichstagen, als "Gestrenge", wenn sie vor oder nach Schlachten, als "Würdige" aber, wenn sie wahrend eines Kreuzzuges geweiht waren. Die Landesherren sollen die Gewohnheit gehabt haben, die erst Bitte eines neu geweihten Ritters zu erfüllen.
Nachdem die geistlichen Ritterorden entstanden waren, doch erst nach dem 13. Jh., bildete sich die Fiktion von einem weltlichen Ritterorden, der zwar keine Organisation besaß, sich aber auch ohne solche als Ganzes fühlte und gemeinsame Gesinnung und Anschauungen, wie auch ein gemeinsames Standesbewusstsein an den Tag legte. Die Ritter fühlten sich zu gegenseitiger Hilfeleistung verpflichtet, liebten den Abschluss besonderer Freundesbündnisse durch Mischung des Blutes, gemeinsame Kommunion oder Tausch der Waffen, sowie Annahme ähnlicher Wappen und Wahlsprüche, verbanden sich zu Unternehmungen, zu denen einer nicht genügte, und diese Bündnisse gingen sogar den Pflichten gegen die geliebten Damen vor. Selbst wenn sich Ritter feindlich bekämpften, zollten sie einander alle möglichen Rücksichten. Sie hielten unverbrüchlich am gegebenen Wort fest, und wer dies brach, hatte keinen Anspruch auf Ritterehre mehr.


Einzeln liebten sie die Ablegung feierlicher Gelübde, z. B. berühmte Heiligtümer zu besuchen, in Kirchen oder Kloster ihre Waffen oder die ihrer Feinde aufzuhängen, als erste ihr Banner auf feindlichen Türmen und Festungen aufzupflanzen und überhaupt sich an gewagten Unternehmungen zu beteiligen. Diese Gelübde spielten oft in das Gebiet des Barocken, gingen z. B. dahin, keinen Helm oder Schild mehr zu tragen, bis der Gelobende einen solchen dem Feind abgenommen, nur mit einem Auge zu sehen, nur mit der Linken zu essen, in keinem Bett mehr zu schlafen, kein Fleisch oder keinen Wein mehr zu genießen, eine schwere Kette zu schleppen usw., bis ein Unternehmen ausgeführt wäre. Die feierlichsten Gelübde wurden, außer den heiligsten Namen, auch bei dem Pfau oder Fasan abgelegt, welche Vögel man als die ritterlichsten betrachtete. Der Zug der Zeit ging aber namentlich dahin, dem Rittertum einen religiösen Charakter zu geben. Viele, wenn nicht die meisten Ritter, waren überzeugt, sich durch Reliquien und Amulette so gut zu schützen, wie durch Panzer und Schild. Während der Kreuzzüge verwandelten sie sich oft plötzlich in Glaubensboten, predigten den Muslimen das Evangelium, behandelten ihren Schwertgriff als Kreuz, indem sie ihn sterbend küssten, und beichteten, als Gefangenen ohne Priester einander gegenseitig.

 

   
     
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